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Weihnachtsbaumkulturen als wichtiger Ersatzlebensraum für bedrohte Tierarten der Agrarlandschaft

In Europa weisen Agrarlandschaften aktuell die mit Abstand größten Verluste der Biodiversität auf. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für diese dramatische Entwicklung. Gleichzeitig führen menschliche Aktivitäten zur Entstehung neuartiger Ökosysteme (novel ecosystems), die durch neue Artenzusammensetzungen und Ökosystemfunktionen gekennzeichnet sind und über deren ökologische Bedeutung häufig nur wenig bekannt ist. 




Eidechse
Eidechse

Ein solches, neuartiges Ökosystem sind Weihnachtsbaumkulturen. Jährlich werden europaweit ca. 50–60 Millionen Weihnachtsbäume produziert. 
Deutschland ist mit ca. 19 Millionen Weihnachtsbäumen pro Jahr der wichtigste Produzent. Der Schwerpunkt der Weihnachtsbaumproduktion befindet sich mit 18.000 ha Anbaufläche im Sauerland, wo Weihnachtsbaumkulturen mittlerweile großflächig das Landschaftsbild bestimmen. Trotz der großen Flächenausdehnung, die Weihnachtsbaumkulturen im Untersuchungsgebiet haben, ist nur wenig über die generelle Bedeutung für die Avifauna und im Speziellen als Lebensraum für Agrarvögel bekannt.


Eidechse
Eidechse

Aus diesem Grund wurden Untersuchungen zum Vorkommen und den Habitatpräferenzen von Baumpieper, Bluthänfling, Fitis, Goldammer und Heidelerche in Weihnachtsbaumkulturen durchgeführt. Auf den untersuchten Weihnachtsbaumkulturen wurden teilweise hohe Dichten der fünf Arten festgestellt. Mit Ausnahme des Fitis, wiesen die Reviere aller untersuchten Arten höhere Anteile von Weihnachtsbaumkulturen auf als zufällig ausgewählte Kontrollpunkte. Während Baumpieper und Heidelerche vor allem junge Weihnachtsbaumkulturen präferierten, die durch einen hohen Anteil an Offenboden und eine spärliche Krautschicht gekennzeichnet waren, bevorzugten Bluthänflinge und Goldammern eher ältere Kulturen.

Marienkäfer
Marienkäfer

Säume und Sträucher, die sich häufig am Rande der meist klein parzellierten Weihnachtsbaumkulturen befanden, wirkten sich außerdem positiv auf das Vorkommen des Fitis und der Goldammer aus. Insgesamt sind Weihnachtsbaumkulturen aufgrund eines guten Nahrungsangebots (hohe Invertebratendichten, gutes Samenangebot) und geeigneter Nistplätze wichtige Ersatzlebensräume für bedrohte Arten der Agrarlandschaft. Folglich sollten die Habitatansprüche der Arten bei der Bewirtschaftung von Weihnachtsbaumkulturen zukünftig stärker berücksichtigt werden.



Schmetterling
Schmetterling

Kämpfer, S., Brüggeshemke, J., Löffler, F. & T. Fartmann: Weihnachtsbaumkulturen als wichtiger Ersatzlebensraum für bedrohte Vogelarten der Agrarlandschaft. 150. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G), Halle (10/2017, im Tagungsband Seite 69).